Die Brenta ist eine landschaftlich außergewöhnliche Bergkette im Trentino.
Als westlichster Dolomit, erstreckt sich die Bergkette der Brenta in Nord-Süd Richtung und hat insgesamt fünf Dreitausender aufzuweisen. Der höchsten Gipfel ist die Cima Brenta mit 3151m. Da unser Wettergeschehen meist aus westlichen Richtungen kommt, hat man bei der Durchquerung der Brenta oft eindrucksvolle Wolkenszenarien mit Nebel und Wolken Vorhang, auf und wieder zu. Diese Wechsel dauern meist nur ein paar Minuten. Schlechte Wetterlagen können hier sehr stark auftreten, so dass es sinnvoll sein kann die geplante Durchquerung eine Etage tiefer fortzuführen.
Prinzipiell gibt es neben der Variante Klettersteig entlang der Gipfelaufbauten meist auch immer eine Variante, welche in bis zu ca. 2500m Höhe ohne Klettersteig verläuft.Die Entscheidung, auf welcher Route man zur nächsten Hütte kommt, kann hierdurch, abhängig von der Wetterlage, nahezu jeden Tag neu getroffen werden. In fünf Tagen mit vier Übernachtungen, kann die Brenta auf dem Boccette Weg, genussvoll und doch zügig durchquert werden.
Boccette Weg
Wir haben uns für den sehr bekannten Boccette Weg entschieden, um einen möglichst umfangreichen Eindruck von der Brenta zu bekommen. Alle Touren Abschnitte enthalten Klettersteige mit genialen Übergängen, schmalen Felsbändern, bizarren Landschaften und eindrucksvollen Tiefblicken. Aufgrund der Gesamtdauer der Brenta Durchquerung, waren wir alle mit Touren-Rucksäcken mit einem Gesamtgewicht von ca. 11-12kg ausgestattet. Neben einem Klettersteigset und einer warmen wetterfesten Kleidung sind Grödeln, für die Auf- und Abstiege durch die Ferner, zu den von uns ausgewählten Hütten, empfehlenswert.
Erste Etappe – Sentiero Alfredo Benini
Der ideale Ausgangspunkt für den Boccette Weg ist der Ort Madonna di Campiglio. Von hier aus sind wir direkt nach der Anfahrt mit der Seilbahn, zum Startpunkt dem Passo del Grostè auf 2437m, gefahren. Nach ca. 1h und 200 hm Aufstieg durch eine eindrucksvolle Berglandschaft ist man am Einstieg des Sentiero Alfredo Benini, ein genussvoller (A/B) Klettersteig. Der Sentiero erfordert ca. 2h und der höchste Punkt liegt bei ca. 2900m. Vom Endpunkt des Sentiero sind es dann noch 50 min Abstieg zum Rifugio Tuckett (2272m). Insgesamt benötigt man 3,5h von Passo del Grostè bis zum Rifugio. Der erlebnisreiche erste Tag war damit abgeschlossen und wir liesen es uns, im gut geführten und schönen Rifugio, gut gehen.
Zweite Etappe – Sentiero Boccette Alte
Vom Rifugio Tucket (2272m) zum Rifugio Alimonta (2591m) benötigt man, über den Sentiero Boccette Alte, ca. 6h. Bei schlechten Wetterbedingungen, ohne Sentiero und eine Etage tiefer, sind es ca. 3h Gehzeit. Um vom Rifugio Tucket wieder auf den Verlauf des Boccette Wegs zu kommen, ist zuerst ein Aufstieg von ca. 350 hm, über einen Ferner, erforderlich. Hierzu ziehen wir unsere Grödeln an.
Der Sentiere Boccette Alte erreicht seinen höchsten Punkt mit 3002m am Spala di Brenta, welcher auch der höchste Punkt des Boccette Weges ist. Der Übergang erfordert es immer wieder Leitern, auch exponierte (Bild unten rechts), zu überwinden. Je nach Witterung und Jahreszeit müssen auch Eispassagen überwunden werden. Es sollte nicht der erste Alpine Klettersteig sein. Alpine Erfahrung und Trittsicherheit sind erforderlich.
Endpunkt vom Sentiero Benini Suchbild – zwei im Klettersteig Rifugio Alimonta
Dritte Etappe – Sentiero Boccette Centrale
Die dritte und kurze Etappe vom Rifugio Alimonta (2591m) zum Rifugio Pedroti (2483m), dauert ca. 3,5h. Für den dritten Tag unterwegs, genau richtig. Ausschlafen, gut frühstücken und dann den genussvollen Sentiero Boccette Centrale genießen. Für mich der Landschaftlich eindrucksvollste Übergang. Man könnte ständig stehen bleiben und fotografieren.
Rifugio Pedroti
Vierte Etappe – Sentiero Brentari und Sentiero Ideale
Die vierte Etappe führt uns vom Rifugio Pedroti (2483m) über den Sentiero Brentari und den Sentiero Ideale zum Refugio Apostoli (2489m). In diesem sehr verwinkelten Teil des Boccette Wegs erreichen wir im Sentiero Brentari am Bocca d’Ambiez die Höhe von 2870m und im Sentiero Ideale am Sella della Tosa die Höhe von 2860m. Vor allem der steile Abstieg vom Sentiero Ideale zum Reufugio Apostoli hat es, wegen der Kombination aus Eisen (Leitern) und Eis eines Restgletschers, in sich. Ohne Grödeln nicht zu machen. Wer den steilen Abstieg auf dem Gletscher vermeiden will sollte als Alternative, den Sentiero Ettore Castiglioni wählen. Der Weg zweigt dort ab, wo das das Refugio Agostini (rotes Dach) schon unterhalb in Sichtweite ist. Man muss den Ferner nach links überqueren und ca. 200 hm absteigen. Eine angenehme Zwischenstation zum Rifugio Apostoli. Anstelle von Eis erwartet einem auf dem Sentiero Ettore Castiglioni zum Rifugio Apostoli eine Vielzahl von ausgesetzten Leitern, bis Schwierigkeit C.
Rigugio Agostini im Hintergrund Übergang Brentari – Ideale C – Leiter kurz überhängend Felskapelle am Rifugio Apostoli Rifugio Apostoli
Fünfte Etappe – Abstieg nach Pinzolo
Heute erwartet uns vom Refugio Apostoli, ein langwieriger Abstieg von insgesamt 1700hm, bis zum Ort Pinzolo. Der Plan ist mit dem Bus, von Pinzolo zurück nach Madonna di Campiglio, zu fahren. Der einzige Bus der am So gefahren ist, war uns leider vor der Nase davon gefahren. Wir lösten das Problem dann mit einem Taxi, welches zu unserem Glück in Form eines Transporters auftauchte. Wir konnten komplett mit unserem Gepäck nach Madonna die Campiglio fahren – Glück gehabt :-).
Blick zurück – welch eine Tour 🙂
Autor: Fritz Schöppler – Copyright